Thorsten Goldberg
Cumulus 11.08 schwebt über dem Privathaus des Stifterpaares Herbert und Brigitte Gerisch, einem Bungalowbau aus den 1960er Jahren, der zur Straße hin durch eine hohe Betonmauer und ein Metalltor abgegrenzt ist und somit vom Straßenraum aus nicht einsehbar ist. Der Horizontalen der Betonmauer wird die Vertikale des Wolkenbügels hinzugefügt, so dass ähnlich einem Koordinatensystem ein weiterer Raum aufgespannt wird. Die Wolke ist der einzige Hinweis auf das sich dahinter befindliche Haus und verweist wie ein Markierungspfeil einer Landkarte auf das Haus und die Gerisch-Stiftung.
Mit der Cumulus-Wolke, auch als Haufen- oder Quellwolke bezeichnet, hat Goldberg eine gemeinhin als besonders schön geltende Wolkenform konserviert: es ist die klassische Bilderbuchwolke (Schäfchenwolke), die eine flache Unterseite und strahlend weiße, runde Ausformungen auf der Oberseite auszeichnet. Die Geschlossenheit der Form der Skulptur wird durch die hochglänzend weiße Oberfläche unterstrichen: Cumulus 11.08 grenzt sich in ihrer Stilisierung von dem natürlichen Vorbild ab. Der reale Himmel hat diese synthetische Wolke als künstliches Versatzstück erhalten. Der Zusatz des Titels „11.08“ verweist auf eine Wolkenformation, die im August 2011 fotografiert wurde: Die Konservierung eines flüchtigen, in Bewegung befindlichen Momentes wurde in die Überzeitlichkeit überführt. Obgleich Wolken „ziehen“ und man ihnen gedankenverloren nachschaut, wird die natürliche Bewegung der Wolken negiert. Die Wolke im Gerisch-Skulpturenpark kreist wie von einem Band gehalten um den Mast. Im Gegensatz zu natürlichen Wolken ist das Pendant greifbar und fassbar.